Eine von GLOBAL 2000 beauftragte Studie kommt zu einem überraschenden Schluss: Es ist teurer, die dringend nötige thermische Sanierung aufzuschieben als sie in Angriff zu nehmen – mit oder ohne Förderung. Gibt’s nicht? Gibt’s! Man muss nur die Energiekosten-Einsparungen der nächsten 30 Jahre betrachten. Mehr dazu weiß GLOBAL 2000-Energieexperte Maximilian Hejda.
Inhalt
Warum hat GLOBAL 2000 diese Studie durchgeführt?
Wie viel Mehrkosten verursacht ein „Nichthandeln“?
Sparen ohne Bundesförderung – geht das?
Wann amortisiert sich die umfangreiche Sanierung eines Einfamilienhauses?
Was ist die teuerste Variante?
Wieso sind Kosten für die Instandhaltung so ein „AHA-Erlebnis“ für weniger sanierungswillige Menschen?
Mit welchen Instandhaltungs- oder Reparaturarbeiten ist bei der Basisvariante „Nichtstun“ zu rechnen?
Auf welchen Grundlagen basiert die Studie?
Welche verschiedenen Sanierungsvarianten wurden berücksichtigt?
Wie sieht das „Studienhaus“ genau aus?
Warum hat man das Beispielhaus für die Studie mit den hier definierten Parametern versehen?
Wie wurde das Gebäude thermisch bewertet?
Worauf basieren die berechneten Kosten?
Die höchsten und die niedrigsten Einsparungen nach Bundesland?
Wo ist besonders viel Überzeugungsarbeit zu leisten?
Wird diese Studie zusätzlich beworben, damit die Menschen auch über sie erfahren?
Was wünscht sich GLOBAL 2000 im Zusammenhang mit den Ergebnissen dieser Studie?
Fazit und Zusammenfassung
Warum hat GLOBAL 2000 diese Studie durchgeführt?
Als wir die Studie beim Ingenieurbüro e7 in Auftrag gaben, hatten wir vor allem die Klimaziele im Blick. Dass uns die thermische Sanierung zahlreicher Gebäude in Österreich hier einen Schritt weiterbringen würde, ist klar. Abgesehen davon waren zu diesem Zeitpunkt die Bundes- und Länderförderungen so hoch wie nie zuvor. Mit der Studie wollten wir auf das enorme Kosteneinsparungspotenzial hinweisen und dadurch Anreize schaffen, Sanierungsmaßnahmen nicht weiter aufzuschieben. Bis zum Zeitpunkt des Studienabschlusses hatte sich die Förderlandschaft allerdings bereits wieder geändert.
Wie viel Mehrkosten verursacht ein „Nichthandeln“?
Die Basisvariante, also Nichthandeln, verursacht über den Lebenszyklus von 30 Jahren die höchsten Kosten von rund 284.000 €. Wenn man eine umfassende thermische Sanierung mit Wärmepumpe vornimmt, kann man sich je nach der Fördersituation im Bundesland einiges an Geld einsparen. Achtung: Die Landesförderung der Steiermark für die thermische Sanierung und den Heizungstausch ist derzeit ausgesetzt und auch Salzburg nimmt aktuell keine neuen Förderanträge für thermische Sanierungsmaßnahmen an.
- 129.000 € (Tirol)
- 113.000 € (Steiermark)
- 109.000 € (Kärnten)
- 108.000 € (Wien)
- 108.000 € (Salzburg)
- 104.000 € (Vorarlberg)
- 94.000 € (Oberösterreich)
- 88.000 € (Burgenland)
- 85.000 € (Niederösterreich)
Sparen ohne Bundesförderung – geht das?
Ja, das ist möglich. Zwar war die Bundesförderung im Dezember 2024 unerwartet rasch ausgeschöpft, doch in vielen Fällen können weiterhin Landesförderungen beantragt werden. Auch hier gilt: Wer schnell ist, hat bessere Chancen – denn die Zahl der Anträge entscheidet über das noch verfügbare Budget. In Salzburg und der Steiermark ist die Antragstellung aktuell bereits ausgesetzt. Unsere Studie zeigt jedoch: Auch ohne Förderungen lässt sich durch thermische Sanierung Geld sparen - in der Beispielrechnung sind es rund 85.000 € über 30 Jahre. Informieren zahlt sich also unbedingt aus!

Wann amortisiert sich die umfangreiche Sanierung eines Einfamilienhauses?
Diese Frage haben wir uns natürlich auch gestellt. Das Rechenbeispiel zeigt: Je nach Sanierungsvariante und Förderhöhe liegt die Amortisationszeit zwischen 10 und 23 Jahren. In jedem Bundesland gibt es jedoch zumindest eine Variante, bei der sich die Sanierung innerhalb von 15 Jahren rechnet. Um Amortisationszeiten von unter 10 Jahren zu erreichen, ist eine Förderquote von rund 35 % der Gesamtkosten erforderlich. Eine entsprechende Förderquote fordern wir daher auch auf politischer Ebene von Bund und Ländern ein.
Was ist die teuerste Variante?
Am teuersten ist es, nichts zu tun! Die Basisvariante, bei der nur dringend notwendige Reparaturen und minimale Investitionen erfolgen, verursacht über den Lebenszyklus von 30 Jahren die höchsten Gesamtkosten. Auch eine Teilsanierung ohne Umstieg von der fossilen Heizung führt langfristig zu hohen Energieausgaben. Wer hingegen frühzeitig in eine umfassende Sanierung inklusive Heizungstausch investiert, profitiert langfristig.
Wieso sind Kosten für die Instandhaltung so ein „AHA-Erlebnis“ für weniger sanierungswillige Menschen?
Was jetzt funktioniert, tut es vielleicht schon bald nicht mehr. Das hat man nicht immer so im Blick. Erst wenn die Therme nicht mehr anspringt und das Wasser kalt bleibt, kramt man die Unterlagen heraus und stellt fest: Schon 20 Jahre alt?! Statt einer langfristigen Lösung geht man von einem Problem zum nächsten – etwa vom Austausch der alten Therme zu einem neuen Brennwertgerät – ohne eine umfassende Strategie zu entwickeln. Eine ganzheitliche Perspektive fehlt oft.
Mit welchen Instandhaltungs- oder Reparaturarbeiten ist bei der Basisvariante „Nichtstun“ zu rechnen?
Auch wer keine thermische Sanierung durchführt, muss mit Investitionskosten rechnen. Der Austausch eines veralteten Heizkessels wird früher oder später unumgänglich - meist nach 20 bis 30 Jahren Betriebsdauer. Zusätzlich fallen regelmäßige Instandhaltungsarbeiten an der Gebäudehülle an: Die Fassade wird durch Witterungseinflüsse stark beansprucht, der Sockelbereich kann durch Feuchtigkeit beschädigt werden, und das Dach muss im Laufe der Zeit gewartet oder repariert werden. Diese Instandhaltungs- und Reparaturkosten wurden bei der Basisvariante bewusst mitberücksichtigt.
Auf welchen Grundlagen basiert die Studie?
Es handelt sich um ein hypothetisches Beispielgebäude, das möglichst repräsentativ sein sollte. Bei der Berechnung wurden die derzeit aktuellen Förderungen je nach Bundesland berücksichtigt. Weiters wurden vier verschiedene Sanierungsvarianten – unterschiedliche Systeme zur Wärmebereitstellung – betrachtet und verglichen. Innerhalb jeder Variante differenzierte man zusätzlich zwischen einer umfassenden thermischen Sanierung und einer Teilsanierung.
Welche verschiedenen Sanierungsvarianten wurden berücksichtigt?
Um verschiedene Sanierungsszenarien vergleichbar zu machen, wurden unterschiedliche Varianten durchgerechnet. Ob umfassende Sanierung, Teilsanierung, mit und ohne Heizungstausch bzw. Umstieg auf verschiedene Energieträger beim Heizungstausch – hier findet sich für alle ein passendes Modell, das die Kosten bzw. das Einsparungspotenzial beim Sanieren der eigenen Immobilie einschätzbar macht.
Basisvariante: nur unbedingt notwendige Investitionen und Reparaturen
Variante 1.1: Umfassende thermische Sanierung ohne Heizungstausch
Variante 1.2: Thermische Teilsanierung (Sanierung oberste Geschossdecke und Fenstertausch) ohne Heizungstausch
Variante 2.1: Umfassende thermische Sanierung mit Heizungstausch auf Pellets
Variante 2.2: Thermische Teilsanierung (Sanierung oberste Geschossdecke und Fenstertausch) mit Heizungstausch auf Pellets
Variante 3.1: Umfassende thermische Sanierung mit Heizungstausch auf Wärmepumpe
Variante 3.2: Thermische Teilsanierung (Sanierung oberste Geschossdecke und Fenstertausch) mit Heizungstausch auf Wärmepumpe
Variante 4.1: Umfassende thermische Sanierung mit Heizungstausch auf Wärmepumpe und Tausch des Wärmeabgabesystems auf eine Flächenheizung (Fußboden- oder Deckenheizung)
Variante 4.2: Thermische Teilsanierung (Sanierung oberste Geschossdecke und Fenstertausch) mit Heizungstausch auf Wärmepumpe und Tausch des Wärmeabgabesystems auf eine Flächenheizung (Fußboden- oder Deckenheizung)
Wie sieht das „Studienhaus“ genau aus?
Das Beispielgebäude sollte ein Einfamilienhaus in der Bauperiode 1962 bis 1980 repräsentieren, was sich auf die Haustechnik und thermische Hülle wie folgt auswirkt:
Haustechnik:
- zentraler Gaskessel Baujahr 2000
- Radiatoren
- Fensterlüftung
Thermische Hülle:
- Außenwand: Mauerwerk aus Leicht-Hochlochziegeln
- Dach/Oberste Geschoßdecke: Massivbeton, Schüttung, Dämmung, Betonestrich
- Fußboden/Kellerdecke: Massivbeton mit 4 cm Dämmung
- Holzfenster mit Isolierverglasung
- Holztüren
- Maße: 8,5 x 11,0 x 6,6 m (BGF 182 m2)
Warum hat man das Beispielhaus für die Studie mit den hier definierten Parametern versehen?
Das Beispielhaus wurde so gewählt, weil es eine Baualtersklasse repräsentiert, die in Österreich besonders häufig vorkommt und daher für viele Eigentümern relevant ist. Die technischen und baulichen Parameter – etwa ein zentraler Gaskessel, Radiator- Heizkörper sowie eine thermische Hülle mit ungedämmten oder nur minimal gedämmten Bauteilen – spiegeln den energetischen Zustand vieler unsanierter Bestandsgebäude realistisch wider.

Wie wurde das Gebäude thermisch bewertet?
Zur thermischen Bewertung des Gebäudes vor und nach der Sanierung wurden Energieausweise berechnet. Das hat ergeben, dass der Heizwärmebedarf durch die thermische Teilsanierung um 21 % und durch die umfassende thermische Sanierung um 76 % gesenkt werden kann. Auch die Heizlast lässt sich durch eine thermische Sanierung deutlich reduzieren.

Abbildung 2: Ergebnisse des Bestandsenergierausweises

Abbildung 3: Darstellung der Ergebnisse der thermischen Sanierung (Heizwärmebedarf und Heizleistung) der Varianten

Worauf basieren die berechneten Kosten?
Die berechneten Kosten sind als Richtwerte zu verstehen und basieren auf der zum Studienzeitpunkt verfügbaren Datenlage. Für die Lebenszykluskosten wurde mit einem Kalkulationszinssatz von 3 % in einem Zeitraum von 30 Jahren gerechnet. Auch zu erwartende Preissteigerungen bei den Investitions-, Betriebs- und Energiekosten wurden in die Berechnung einbezogen. Bei den Förderungen wurden lediglich Einmalzuschüsse berücksichtigt, die zum Zeitpunkt des Studienabschlusses von den Bundesländern angeboten wurden.


Wo ist besonders viel Überzeugungsarbeit zu leisten?
Eine besondere Herausforderung stellt der mehrgeschossige Wohnbau dar. In Miteigentümerschaften treffen meist unterschiedliche Meinungen, finanzielle Möglichkeiten und Wissensstände aufeinander. Das erschwert Entscheidungsprozesse und kann zu Verzögerungen oder Blockaden führen. Um diesen Prozess zu erleichtern, braucht es gezielte und unabhängige Beratung, die alle Beteiligten abholt und Sicherheit schafft. Entscheidend ist, den Fokus vom kurzfristigen Aufwand auf die langfristigen Chancen zu lenken. Daher ist auch geplant, unsere Studie auf den mehrgeschossigen Wohnbau auszuweiten. Im Fall von Mietobjekten fordern wir gesetzliche Regelungen, denn Vermieter profitieren nicht direkt von sinkenden Heizkosten und haben daher oft weniger Anreiz zu investieren.
Wird diese Studie zusätzlich beworben, damit die Menschen auch über sie erfahren?
Ja, die Studie wurde aktiv beworben. Darüber hinaus nutzen wir die Ergebnisse gezielt im Austausch mit relevanten Stakeholdern und als Grundlage für politische Forderungen. Besonders freuen wir uns über Multiplikatoren wie Baumit, die das Thema aufgreifen, darauf verlinken und damit zur weiteren Verbreitung und Sichtbarkeit der Inhalte beitragen.
Was wünscht sich GLOBAL 2000 im Zusammenhang mit den Ergebnissen dieser Studie?
Wir wollen die energetische Sanierung breitenwirksam voranbringen. Ziel ist es, mehr Menschen von der Notwendigkeit – und den langfristigen finanziellen Vorteilen – einer thermischen Sanierung zu überzeugen. Damit auch Haushalte mit geringem Eigenkapital die nötigen Anfangsinvestitionen stemmen können, braucht es attraktive Förderangebote. Diese müssen planbar, einheitlich und leicht verständlich gestaltet sein – nicht neun unterschiedliche Systeme. Und: Sie müssen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gesichert bleiben. Ein weiterer wichtiger Baustein sind unabhängige, leicht zugängliche Energieberatungen.
Fazit und Zusammenfassung
Eine dringend notwendige thermische Sanierung aufzuschieben, kommt wesentlich teurer als diese zeitnah vorzunehmen. Das belegt eine aktuelle Studie von GLOBAL 2000. Nichthandeln führt über den Lebenszyklus von 30 Jahren zu Kosten von rund 284.000 €. Eine langfristige Lösung ist, so GLOBAL 2000-Energieexperte Maximilian Hejda, deutlich kostengünstiger als sich Schritt für Schritt von einer Reparatur zur nächsten zu tasten. Ein umfassendes Sanierungskonzept spart also von vornherein unnötige Kosten und über die nächsten Jahrzehnte eine beträchtliche Menge an Energiekosten.
Quelle: Studie zur Amortisierung einer umfangreichen Sanierung eines Einfamilienhauses, GLOBAL 2000, Jan 2025, S.7 f
Studie zur Amortisierung einer umfangreichen Sanierung eines Einfamilienhauses, GLOBAL 2000, Jan 2025, S.7
Studie zur Amortisierung einer umfangreichen Sanierung eines Einfamilienhauses, GLOBAL 2000, Jan 2025, S.10
Studie zur Amortisierung einer umfangreichen Sanierung eines Einfamilienhauses, GLOBAL 2000, Jan 2025, S.15 ff
https://www.wohnbau.steiermark.at/cms/ziel/165390951/DE/
https://www.sn.at/salzburg/politik/kein-geld-sanierungsfoerderung-knappe-kassen-land-salzburg-176602462
https://www.global2000.at/publikationen/lebenszykluskosten-einer-thermisch-energetischen-sanierung
https://www.global2000.at/publikationen/lebenszykluskosten-einer-thermisch-energetischen-sanierung
FAQ
Ist ein Austausch der Heizung oder der Fenster sinnvoll, auch wenn sie noch einwandfrei funktionieren?
Ein Austausch kann durchaus sinnvoll sein – insbesondere im Hinblick auf die Energieeffizienz, langfristige Kosteneinsparungen und den Klimaschutz. Ob er sich in Ihrem konkreten Fall lohnt, hängt von mehreren Faktoren ab, etwa dem Zustand des Gebäudes und den verfügbaren Förderungen. Eine professionelle Energieberatung hilft bei der fundierten Entscheidung.
Was ist wichtiger: Thermische Sanierung oder Heizungstausch?
Auch das lässt sich im Einzelfall nur im Rahmen einer professionellen Energieberatung klären. Allgemein gilt: Zuerst thermisch sanieren, dann die Heizung tauschen. Denn eine bessere Dämmung reduziert den Heizwärmebedarf und damit auch die nötige Heizleistung. So kann die neue Heizung – etwa eine Wärmepumpe – effizienter und passender dimensioniert werden.
Ist eine Wärmepumpe auch in älteren Gebäuden sinnvoll?
Ja – besonders, wenn zuvor eine thermische Sanierung durchgeführt wurde. Eine gute Dämmung senkt den Wärmebedarf und ermöglicht so den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe, selbst bei herkömmlichen Radiatoren. Entscheidend sind eine sorgfältige Planung und eine professionelle Energieberatung im Vorfeld.
Wo bekomme ich eine qualifizierte Energieberatung?
In allen Bundesländern stehen öffentliche und unabhängige Energieberatungsstellen zur Verfügung. Diese bieten fachkundige Unterstützung zu den Themen Energiesparen, Energieeffizienz, Heizen und Sanieren.
Welche Fördermodelle gibt es und wie unterscheiden sie sich?
In den meisten Bundesländern werden Einmalzuschüsse gewährt, also einmalige Zahlungen zum Zeitpunkt der Sanierung. Darüber hinaus gibt es in einigen Fällen auch Förderkredite. Das sind zinsgünstige Landesdarlehen. Die Dritte Fördervariante ist der Annuitätenzuschuss. Dieser wird auf Raten ausbezahlt und unterstützt Personen, die einen Bankkredit aufnehmen, bei der Rückzahlung.
Wird es künftig wieder eine bundesweite Förderung geben?
Das liegt in der Verantwortung der Bundesregierung. Wir setzen uns jedenfalls weiterhin dafür ein und hoffen auf eine baldige Wiedereinführung. Die konkreten Förderangebote sowie die Förder- und Beratungsstellen in Ihrem Bundesländer haben wir hier für Sie zusammengefasst: https://www.global2000.at/ publikationen/sanierungsvergleich