Kalte Temperaturen, knapper Zeitplan: So trocknet der Estrich im Winter schneller aus

Estrich Trocknungszeit Winter

Wenn der Herbst langsam in den Winter übergeht und es draußen kälter wird, ist es für den weiteren Baufortschritt entscheidend, den Fußboden noch zeitgerecht einzubauen – und das ohne lange Stand- oder Wartezeiten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es bei kalten Temperaturen länger dauert, bis der Estrich trocknet. Doch kann man die Trocknungszeit des Estrichs beschleunigen? Die Antwort lautet: Ja. Alles Wissenswerte zu schnell austrocknenden Estrichen und Estrichverlegen in den kalten Jahreszeiten finden Sie in diesem Blogartikel.

Estrichtrocknung im Winter – geht das? 

Die Zeit vergeht auf der Baustelle wie im Flug und sie wird häufig zu kurz. Selbst wenn man Pufferzeiten für Verzögerungen einplant, kann es passieren, dass man mit dem Estrichverlegen erst in den kalten Monaten beginnen kann und der Estrich im Herbst bzw.  Winter trocknen soll. 

Das Trocknungsverhalten ist abhängig von Estrichart, Wasserzugabe, Estrichdicke beim Einbau und den darauffolgenden klimatischen Bedingungen. Estriche können nur dann austrocknen, wenn die Temperatur des Estrichs mind. 3° C über dem Taupunkt der Raumluft liegt und gleichzeitig eine Luftbewegung vorhanden ist.

Beispiel: Lufttemperatur beträgt 20° C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50%. Das erfordert eine Estrich-Oberflächentemperatur von mindestens 12,3° C.

Um eine günstige und rasche Austrocknung zu erzielen, ist nach dem Ende der Schutzzeit für eine intensive Lüftung (Stoßbelüftung) der Baustelle zu sorgen. Der Trocknungseffekt wird durch gleichzeitiges Beheizen der Räume verstärkt.

Wie lange muss Estrich trocknen, bevor Boden darauf verlegt werden kann?  

Klassischer Zementestrich benötigt 6 bis 8 Wochen, um vollständig auszuhärten. Die Trocknungszeit ist vom jeweiligen Estrich-Produkt abhängig. Die nachfolgende Tabelle zeigt je nach Estrich die unterschiedlichen Trockenzeiten bis zu Begehbarkeit und Belastbarkeit sowie die Wartezeit bis zum Aufheizbeginn. 

Baumit Blog Estrich Trocknungszeiten Übersicht

Übersichtstabelle Trocknungszeiten Estrich aus der Verarbeitungsrichtlinie von Baumit Estrichen

Heizen beim Estrichtrocknen – so geht es richtig

Heizen allein reicht oft nicht. Die warme Luft muss gleichzeitig entfeuchtet werden. Das erreicht man durch die Kombination aus Bautrockner und Heizung. Gemeinsam schaffen sie eine schnelle und sichere Trocknung.

Bei Fußbodenheizungen sind die entsprechenden Aufheizprogramme zu fahren und zu dokumentieren. Das erfolgt durch den Heizungsinstallateur. Als Vorlage dienen die Vorgaben des Estrichherstellers, wie zum Beispiel im Ausheizprotokoll zum Baumit SchnellEstrich SE 1.

Kann man die Trocknungszeit von Estrich beschleunigen? 

Sechs bis acht Wochen sind eine lange Zeit für die Trocknung des Estrichs, wenn schon das nächste Gewerk auf seinen Einsatz wartet. Stellt sich also die Frage: Wie kann Estrich schneller trocknen?  

Wer keine Verzögerungen riskieren möchte, setzt auf Schnellstrich: Dieser ist je nach Produkt und Umgebungsbedingungen bereits nach deutlich kürzerer Zeit belegbar – von 28 Tagen bis hin zu nur einem Tag.

Kürzere Bauzeiten dank Schnellestrich

Unter Schnellestrich versteht man einen Estrich, der mit speziellen Bindemitteln oder Zusatzstoffen hergestellt wird, um eine schnellere Aushärtung und Belegreife zu erzielen. Während ein klassischer Zementestrich bis zu acht Wochen benötigt, um vollständig auszutrocknen, kann ein Schnellestrich bereits nach deutlich kürzerer Zeit belegt werden.

Schnellestriche sind ideal, wenn:

  • Bauzeiten stark verkürzt werden müssen, zB wenn die kalte Witterung kommt

  • ein enger Terminplan herrscht (z. B. bei Ladenumbauten)

  • schnelle Belegreife für Fliesen, Parkett oder Teppich erforderlich ist

  • eine schnelle Beheizung des Bodens notwendig ist

Für Privathaushalte lohnt sich der Einsatz besonders auch bei Sanierungen oder Badumbauten, wo die Räume schnell wieder nutzbar sein sollen.

Vorteile von schnell trocknendem Estrich

Der größte Vorteil liegt auf der Hand: Schnellestriche ermöglichen eine deutliche Zeitersparnis bei Bauprojekten. Das ist besonders interessant für Sanierungen, Gewerbebauten oder zeitkritische Bauvorhaben.

Trotz der schnellen Aushärtung überzeugt Schnellestrich mit hoher Druck- und Biegezugfestigkeit

Viele Schnellzementestriche eignen sich hervorragend für den Einsatz über Fußbodenheizungen. Sie können schon nach wenigen Tagen aufgeheizt werden.

Da weniger Baufeuchte in den Estrich eingebracht wird, reduziert sich das Risiko von Feuchtigkeitsschäden in der Bauphase.

Baumit Estrich Vorteile Schnellestrich

Wie erkennt man, dass der Estrich trocken ist?

Ob der Estrich trocken genug ist, um den Fußboden darauf zu verlegen, ist durch den Fachmann zu messen. Dies erfolgt mittels der sog. CM-Methode. Je nach Estrichart (Zement oder Calciumsulfatestrich) und Art des Bodenbelags (Fliesen, Parkett, …) sind hier unterschiedliche Maximalwerte einzuhalten. Die Messung erfolgt in der Regel durch den Bodenleger.

Estrich trocknet nicht – was kann ich tun?

Wenn der Estrich nicht in der geplanten Zeit trocknet, gilt es die Ursachen zu prüfen: Hohe Luftfeuchtigkeit? Zu niedrige Temperatur? Fehlende Luftzirkulation oder geschlossene Räume ohne Bautrockner? Hier empfiehlt es sich, unbedingt einen Fachmann hinzuzuziehen. Keinesfalls sollte auf einen noch feuchten Estrich der Bodenbelag aufgebracht werden. Ist der Estrich zu wenig fest, kann dies zu Ablösungen führen, Feuchtigkeit in der Konstruktion zu Schimmel, zu feuchter Estrich zur Schädigung von Holzbelägen.

Fazit und Zusammenfassung

Estrich im Herbst bzw. Winter zu verlegen ist kein Problem, wenn man beachtet, dass der Estrich je nach Estrichdicke zum Aushärten eine ausreichend hohe Umgebungstemperatur braucht. Eine rasche Austrocknung erreicht man durch Stoßlüften bei gleichzeitiger Beheizung der Räume. Herkömmlicher Zementestrich braucht allerdings 6-8 Wochen, bis er ausgehärtet ist und belegt werden kann. Wenn es noch schneller gehen soll, verwendet man am besten schnell austrocknende Estriche mit einer Trocknungszeit von 28 Tagen bis zu einem Tag. 

FAQ

Was ist die Schutzzeit bei Estrichen?

Innerhalb der Schutzzeit muss der Estrich vor vorzeitigem Austrocknen geschützt werden. Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung sind zu vermeiden. Um eine günstige und rasche Austrocknung zu erzielen, ist erst nach dem Ende der Schutzzeit für eine intensive Lüftung der Baustelle zu sorgen.

Ab wann kann man nach dem Estricheinbau heizen?

Bevor mit dem Heizen begonnen wird, ist jedenfalls die Schutzzeit einzuhalten. Diese ist abhängig von Estrichart und -produkt.

Braucht man einen Bautrockner bei kaltem Wetter?

Ja, bei kaltem Wetter ist ein Bautrockner für die Estrichtrocknung empfehlenswert, da er die durch Heizung aufgewärmte Luft entfeuchtet und somit zu einer Beschleunigung der Trocknungszeit führt. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen und ohne Trocknungsgerät würde diese nicht abgeführt und könnte an anderen, kalten, Bauteilen kondensieren.

Fenster auf oder zu beim Estrichtrocknen im Winter?

Im Winter sollte nur kontrolliert und kurz stoßgelüftet werden, da kalte Luft trockener ist als warme. Das hilft beim Trocknen, zu langes Auskühlen der Bauteile (auch der angrenzenden) wirkt dem allerdings wieder entgegen.

Wie lange braucht ein Estrich durchschnittlich zum Trocknen ohne Heizung?

Das hängt von der Art des Estrichs ab. Herkömmliche Estriche benötigen zwischen 6 und 8 Wochen, spezielle Schnellestriche können diese Zeit deutlich verkürzen, von 28 Tagen bis hin zu einem Tag.

Wie lange darf frischer Estrich nicht betreten werden?

Estriche können noch vor der vollständigen Aushärtung schon begangen werden, das ist abhängig von Estrichart- und produkt (siehe VAR Estrich, 3.3 LINK). Eine Belastbarkeit ist ebenfalls je Estrichart unterschiedlich, sie ist aber nicht mit der endgültigen Nutzlast zu verwechseln. Unter der Nutzlast versteht man die Last, die auf den Estrich durch Personen, Mobiliar und andere veränderliche Lasten einwirkt.

Welche Art von Estrich eignet sich für Fußbodenheizungen?

Um eine Fußbodenheizung im Estrich einbauen zu können, muss dieser speziell rezeptiert sein, dh er muss die Schläuche gut ummanteln und darf keine Hohlstellen aufweisen, damit die optimale Wärmeübertragung stattfinden kann. Der Baumit Estrich E 225 eignet sich ohne Zusätze für Fußbodenheizungen. Wenn es schneller gehen darf, ist Baumit SpeedFaserEstrich E 300 SE1 der richtige - er ist bereits nach einem Tag belegreif.

Autor: Mathias Hanke

Baumit Produktmanagement

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