Man sieht ihn nicht, und dennoch ist er von immenser Bedeutung für Raumklima, Wohnkomfort und Raumakustik. Mit der Fußbodenheizung als Standardwärmelieferant ist der Estrich auch für die Energieversorgung relevant. Warum es so viele unterschiedliche Arten von Estrichen gibt, wofür sich welcher eignet, wie man ihn verlegt und was eigentlich seine Hauptaufgabe ist, erfahren Sie hier.
Inhalt
Wo und wofür braucht man eigentlich einen Estrich?
Was kommt vor dem Estrich?
Welche Arten von Estrichen gibt es?
Zementestrich für Feuchträume
Calciumsulfatestrich für Fußbodenheizung
Kunstharzestrich für Räume mit extremer Belastung
Gussasphaltestrich, wenn es schnell gehen muss
Magnesiaestrich, wenn es ökologisch sein soll
Sichtestriche, wenn der Estrich gleichzeitig Belag sein soll
Auch die Verlegetechnik macht einen Unterschied
Drei verschiedene Herstellungsarten von Estrichen
Was versteht man unter Schnell- oder Speedestrich?
Was muss man nach dem Verlegen des Estrichs beachten?
Fazit und Zusammenfassung
Wo und wofür braucht man eigentlich einen Estrich?
Der Estrich dient als Untergrund, auf dem der gewünschte Boden verlegt wird. Das bedeutet, dass er bestimmten Anforderungen gewachsen sein muss. Eine seiner wichtigen Funktionen besteht darin, dass er die Belastung auf den Untergrund gleichmäßig verteilt. Er muss ebenmäßig verlegt werden, denn er bildet den Untergrund für den neuen Bodenbelag. Mit der Estrichkonstruktion lassen sich auch Höhenunterschiede oder Unebenheiten ausgleichen, um die gewünschte Ebenmäßigkeit herzustellen. Außerdem braucht man ihn auch dazu, Wärme und Trittschall zu dämmen.
Was kommt vor dem Estrich?
Bevor man den Estrich verlegt, muss der Untergrund richtig vorbereitet werden, und zwar mit mehreren Schichten, diese können trittschall- und/oder wärmedämmende Eigenschaften aufweisen. Gleicht man den Unterboden nicht aus, bilden sich Spannungen in der Estrichplatte, die zu Rissen im Estrich führen können, sogar bis zum Oberboden – und spätestens hier werden sie sichtbar.
Welche Arten von Estrichen gibt es?
Im Grund besteht ein Estrich aus Mörtel (Wasser, Bindemittel und Zuschlagsstoff), der unterschiedlich zusammengesetzt ist. Man unterscheidet folgende fünf gängige, in Gebäuden eingesetzte Estricharten nach Inhaltsstoffen und beigemengten Bindemitteln: Zementestrich, Calciumsulfatestrich, Kunstharzestrich, Gussasphaltestrich und Magnesiaestrich. Aufgrund ihrer speziellen Zusammensetzung eignen sie sich auch für bestimmte Anwendungen.
Zementestrich für Feuchträume
Zementestrich ist wasserbeständig. Da er mit Feuchtigkeit gut zurechtkommt, wird er gern für Badezimmer, aber auch in Garagen eingesetzt. Allerdings benötigt er eine gewisse Trocknungszeit von 20 bis 30 Tagen. Durch die materialbedingte Schwindung können fugenlose Felder bis max. 40 m2 hergestellt werden.
Calciumsulfatestrich für Fußbodenheizung
Calciumsulfatestrich besteht, wie der Name bereits sagt, aus Bindemittel auf Calciumsulfatbasis. Sonst werden Sand und Wasser beigemengt. Die Bindemittel machen ihn biegezug- und druckfester. Dafür büßt er durch diese Bindemittelart seine Wasserresistenz ein, wodurch er nicht überall zur Anwendung kommen kann. Da dieser Estrich Wärme gut leitet, nutzt man ihn oft für Estrichaufbauten mit Fußbodenheizung.
Kunstharzestriche für Räume mit extremer Belastung
Auch dem Kunstharzestrich sind spezielle Bindemittel, wie Epoxidharz und Polyurethan beigemischt. Quarzsand als Zuschlagsstoff zählt zu den Inhaltsstoffen. Kunstharzestriche trocknen schnell, halten Wasser, Frost, extremen Belastungen und Chemikalien stand. Im Preisvergleich ist er allerdings teuer.
Gussasphaltestriche, z.B. in Müllräumen
Gussasphaltestriche unterscheiden sich von anderen Estricharten dadurch, dass sie mehr Gesteinsmehl, Sand oder Splitt und Bitumen enthalten. Da sie wasserfrei sind, können sie auch keine Feuchtigkeit abgeben. Gussasphaltestriche trocknen schnell, sind besonders gleichmäßig einbaubar und eignen sich für wasserempfindliche Bereiche. Beim Preis wiederum spielen sie im oberen Segment mit.
Magnesiaestriche, wenn es ökologisch sein soll
Magnesiaestriche enthalten neben Magnesiumchlorid Holzspäne, Papiermehl oder Textilfasern sowie Bims oder Quarze und sind damit sehr natürlich in ihrer Zusammensetzung. Auch wenn sie auf Nässe empfindlich reagieren, haben sie doch viele Vorteile, die für sie sprechen: Sie zeichnen sich durch ihren geringen Schwund aus bzw. neigen nicht zur Rissbildung.
Sichtestriche, wenn der Estrich gleichzeitig Belag sein soll
Ein Sichtestrich definiert sich gleichzeitig als Oberbelag und Estrich. Durch diese Estrichform sind der Gestaltung seiner Böden (fast) keine Grenzen gesetzt. Ob eingefärbt oder natur – diese Estriche können bei fachgerechter Verlegung und dem richtigen Oberflächenfinish dem eigenen Projekt Einzigartigkeit verleihen und gleichzeitig die Natürlichkeit von Baustoffen ins eigene Heim bringen.
Auch die Verlegetechnik macht einen Unterschied
Estrichtypen unterscheidet man auch nach ihrer Funktion oder speziellen Konstruktion. Von Verbundestrich spricht man, wenn der Estrich mit dem Unterbeton fest verbunden ist. Ein schwimmender Estrich hingegen liegt auf einer Dämmschicht auf. Das heißt, er „schwimmt“ auf den darunter liegenden Schichten, wie Trittschall- oder Wärmedämmungen. Der Heizestrich trägt seine Funktion bereits im Namen, denn er wird durch eine Fußbodenheizung thermisch aktiviert. Sichtestrich wie oben beschrieben, ist ein Estrich, der direkt als Bodenbelag genutzt wird. Er ist dementsprechend abrieb- und verschleißfest.
Drei verschiedene Herstellungsarten von Estrichen
Beim Trockenestrich, auch Fertigteilestrich genannt, kommen fixfertige Trockenunterböden wie zum Beispiel Gipskartonplatten zum Einsatz, die in einheitlicher Höhe verlegt werden. Ihr Zweck ist es, den Fußbodenaufbau zu nivellieren, also auszugleichen. Im Gegensatz dazu enthält ein Fließestrich ein Fließmittel, das ihn selbstnivellierend macht und größere Feldergrößen erlaubt. Ein baustellengemischter Estrich wird direkt auf der Baustelle durch Zusammenmischen von Wasser, Zement und Sand hergestellt. Werksgemischte Estriche werden vorzugsweise mittels Baustellensilos auf der Baustelle verarbeitet und bieten durch das geschlossene Silosystem eine gleichbleibend hohe Materialqualität.
Was versteht man unter Schnell- bzw. Speedestrich?
Kaum verlegt, soll der Estrich belegereif sein. Zeit ist Geld auf praktisch jeder Baustelle. Baumit hat dafür Schnellestriche entwickelt. Genauer gesagt, eine ganze Produktreihe: Die Baumit SpeedFaser Estriche werden schneller verlegereif als herkömmliche Estriche und sind bereits nach 24 Stunden belegereif. Um Spannungen entgegenzuwirken, die beim Trocknen entstehen und zu Rissen führen können, werden dem Estrich spezielle Fasern beigemengt. Es handelt sich hier um Hochleistungsprodukte, die über den häuslichen Bereich auch im gewerblichen Umfeld zum Einsatz kommen.
Was muss man nach dem Verlegen des Estrichs beachten?
Je nach Estrichart gestaltet sich auch die notwendige Schutzzeit. Hier muss man den Estrich vor dem vorzeitigen Austrocknen und Begehen bzw. Belasten schützen. Der Estrich darf auf keinen Fall begangen werden, direkte Sonneneinstrahlung muss vermieden werden. Dabei darf keine Zugluft entstehen. Außerhalb der Schutzzeit belüftet man Estriche durch Stoßlüften, je nach Estrichart unterschiedlich häufig. Auch die Begehbarkeit und die Belastbarkeit müssen hier beachtet werden.
ÖNORM B3732, Tabelle A.12 - Schutzzeiten
ÖNORM B3732, Tabelle A.13 - Begehbarkeit/Belastbarkeit
Alle Details zu Schutzzeit, Begehbar- und Belastbarkeit von Baumit Estrichen finden Sie im Baumit EstrichCheck.
Fazit und Zusammenfassung
Welchen Estrich man wählt, hängt von vielen Faktoren ab. In welchem Raum soll er zum Einsatz kommen, wie groß ist der Raum, kann im Raum Feuchtigkeit entstehen, welchen Bodenbelag möchte man darauf verlegen, wie stark wird der Estrich belastet und wie schnell muss er fertig sein? Das bedeutet: Es gibt nicht „den“ Estrich für alle Räume, sondern die richtige Wahl wird nach den individuellen Anforderungen getroffen. Und das macht am besten ein qualifizierter Estrichleger.
FAQ
Wie dick dimensioniert man Estrich?
Jede Fläche wird einer Nutzungskategorie (Wohnflächen, Büroflächen , Flächen mit Personenansammlungen, Verkaufsflächen etc.) zugeordnet. Davon abhängig wird die anzunehmende Nutzlast bestimmt. Ob auf der Fläche geturnt, gesessen oder nur gewohnt wird, macht einen großen Unterschied. Estrich ist genormt – ÖNORM B1991-1-1
Wie dick ist der Estrich mit darin verlegter Fußbodenheizung?
Wird eine Fußbodenheizung oder -kühlung innerhalb des Estrichs verlegt, beträgt die Gesamtdicke des Estrichs dessen Mindestdicke zuzüglich des Rohrdurchmessers des Heizrohres der Fußbodenheizung oder -kühlung.
Was versteht man unter einer Dampfbremse beim Estrichverlegen?
Um schädliche Dampfdiffusion aus dem Untergrund zu vermeiden, baut man spezielle Folien ein.
Wie misst man, ob der Estrich eben ist?
Um zu prüfen, wie eben der Estrich ist, führt man Einzelmessungen durch. Vereinfacht gesagt, wird dabei eine Richtlatte auf den Hochpunkten der Fläche aufgelegt und das Stichmaß an der tiefsten Stelle bestimmt.
Was ist Estrichschwund?
Der Estrich enthält auch nach dem Trocknen eine gewisse Restfeuchtigkeit. Diese gibt der Estrich langsam ab und verliert damit etwas an Volumen. Das nennt man „Schwinden“ und kommt hauptsächlich bei zementgebundenen Estrichen vor. Aufgrund dieses physikalischen Prozesses sind die einzelnen Feldergrößen bei der Estrichherstellung einzuhalten.
Warum kann sich ein Estrich heben?
Regelmäßiges Stoßlüften, während der Estrich in der Schutzzeit trocknet, ist gut. Wenn man allerdings dauerhaft querlüftet, trocknet die Oberfläche zu schnell. Da kann es passieren, dass sich die Ränder schüsselförmig heben. Diesen Effekt nennt man „Schüsseln“.