Keramikfassaden – innovativer Dauerbrenner seit Jahrtausenden

Fassaden aus Keramik

So mancher kennt die sogenannten Azulejos der Mauren vom Urlaub in Südeuropa. Doch sehen Sie sich in Ihrem eigenen Umfeld einmal genauer um! Keramikfliesen sind allgegenwärtig – und erfinden sich dank neuester Brenn- und Fassadentechnologien immer wieder neu. Warum sie auch heute noch Architekten und Städteplaner begeistern, erfahren Sie hier.

Wer hat keramische Fassaden erfunden?

Die Geschichte der gebrannten Tonziegel geht auf die Zeit um 3000 vor Christus zurück. Schon im alten Orient und antiken Rom hatte man erkannt, dass sie sich nicht nur als besonders widerstandsfähiger Bodenbelag eigneten, sondern auch als Endbeschichtung der Fassade verlässlich Wind und Wetter trotzten. Also entwickelten die Römer in Europa die Keramikindustrie. Die Mauren wiederum beherrschten die Technik des Glasierens und brachten diese über Portugal und Spanien nach Europa. Noch heute prägen zahlreiche farbenfrohe und kunstvoll ausgeführte Keramikfassaden das Stadtbild in Südeuropa.

Baumit Blog keramische Fassaden

Warum sind Keramikfassaden so typisch für Portugal?

Wenn man an portugiesische Architektur denkt, denkt man Keramikfliesen. Kein Wunder, denn gerade hier zeichnet sich der Ton durch Haltbarkeit, besondere Pigmentierung und eine natürliche Festigkeit aus. Nimmt man dazu noch die lange handwerkliche Tradition und das besonders einträgliche Klima, versteht man, warum dieses Material zum beliebten Exportgut wurde und immer noch ist.

Baumit Blog Keramikfassade

Warum setzt man in Nordeuropa schon lange auf Klinkerfassaden?

Insbesondere in den Niederlanden, Deutschland und Polen nutzt man die beständigen Klinkerfassaden, weil sie für die klimatischen Bedingungen wie gemacht sind. Durch einen speziellen Brennprozess sind Klinkersteine sehr hart, dicht und nahezu wasserundurchlässig. Daher widerstehen sie Frost, Regen, salzhaltiger Meeresluft und UV-Strahlung hervorragend - ideal für das feuchte, wechselhafte Klima in Nordeuropa.

Wie stellt man die Fliesen einer Keramikfassade her?

Man nehme tonmineralhaltige Materialien wie Feldspat, Schamott und Ton, füge Wasser hinzu und brenne sie bei 1.200 °C. Ein über Jahrtausende bewährtes Rezept mit unglaublichen Vorzügen wie etwa ihrer ausgesprochenen Dichtheit und dadurch niedrigen Wasseraufnahme von unter 3 %. Doch es wird weiter experimentiert und die Rezeptur verfeinert. Neue Eigenschaften wie eine Soft Grip-Oberfläche für erhöhte Rutschfestigkeit oder berührungssensitive Fliesen für die Hausautomation sind nur Beispiele dafür, wie sich ambitionierte portugiesische Keramikhersteller für die Zukunft aufstellen.

Was hat Keramik mit High-Tech zu tun?

Keramische Fassaden sind so alt wie der Ziegelbau selbst und wurden über Jahrtausende stetig weiterentwickelt. Mit der Industrialisierung und neuen Brenntechnologien gelang es, Keramik als Fassadenmaterial immer vielseitiger zu machen. Während früher vor allem Ziegel, Terrakotta oder Klinker verwendet wurden, setzte man im 20. Jahrhundert verstärkt auf großformatige, dünne Keramikplatten. Heute sind keramische Fassadenplatten Hightech-Produkte: Sie bestehen meist aus Feinsteinzeug oder Grobkeramik, werden bei sehr hohen Temperaturen gebrannt und sind dadurch besonders dicht, frostbeständig und langlebig.

Welche Vorteile haben Keramikfassaden?

Keramikfassaden zeichnen sich durch bestechende Eigenschaften aus, die ganz besonders heute von hoher Bedeutung sind. Eine davon ist ihre Umweltfreundlichkeit, die für Bauherren heute unerlässlich ist. Keramik besteht aus natürlichen Rohstoffen, ist damit recycelbar und erfüllt die Prämissen energieeffizienten Bauens. Ein weiterer Vorzug ist die Langlebigkeit. Keramik trotzt der Witterung, UV-Strahlung ebenso wie mechanischer Belastung. Dazu kommt, dass sie leicht zu reinigen und besonders wartungsarm ist. Eine regelmäßige Überprüfung der Anschlüsse und Dichtstofffugen sollte jedoch durchgeführt werden. Ein weiteres Plus: Keramische Fassaden sind nicht brennbar und tragen damit zur Sicherheit bei. Was Architekten ganz speziell an diesem Material fasziniert, ist die unglaubliche Auswahl an Oberflächen, Formen und natürlich Farben. In Sachen individueller Gestaltungsfreiheit schöpft man hier aus dem Vollen.

Baumit Blog Vorteile Keramikfassade

Wie werden Keramikfassaden ausgeführt?

Es gibt zwei gängige Methoden, Keramikfassaden anzubringen – geklebt und hinterlüftet. Die geklebte Methode der Fassadenausführung eignet sich zum Beispiel für eine Fassade mit Wärmedämmverbundsystem. Hier können die Keramikfliesen und -elemente direkt auf dem WDVS angebracht werden. Baumit bietet hierfür das Baumit Ceramic System für massive Wandbildner im Neubau oder im Zuge der thermischen Sanierung an. Ein imposantes Beispiel dafür ist das Wohngebäude LAX 151 in Wien. Bei der hinterlüfteten Methode werden die Keramik-Platten auf einer von der Gebäudewand getrennten Unterkonstruktion montiert. Diese Variante ist allerdings aufwändiger.

Baumit Blog Keramikfassade Wohngebäude LAX 151
Baumit Blog Keramikfassade mit WDVS

Welche Hartbeläge eignen sich für Keramikfassaden?

Für eine Fassade auf WDVS kommen viele in Frage. Ganz gleich, ob keramische Platten, Klinkerriemchen, unbeschichteter Naturstein oder Fliesen – wichtig ist ihre Frostbeständigkeit.

Baumit Blog Keramische Fliesen und Platten

Keramische Fliesen/Platten

Baumit Blog Keramikfassade Ziegel- und Klinkerriemchen

Ziegel- und Klinkerriemchen

Baumit Blog Keramikfassade Naturwerksteine

Naturwerksteine mit sägerauer Unterseite

Fazit und Zusammenfassung

Keramikfassaden sind seit Jahrtausenden nicht aus der Fassadengestaltung wegzudenken. Neue Technologien machen sie sogar noch attraktiver. Das Material zeichnet sich durch Nachhaltigkeit, Witterungsbeständigkeit, Langlebigkeit, geringen Wartungsaufwand und ganz besonders durch seine Gestaltungsvielfalt aus. Keramikfassaden inspirieren nicht nur Keramikhersteller zu neuen Höhenflügen, sondern sorgen auch in Zukunft für ein faszinierendes Städtebild.

Quelle: https://www.architonic.com/de/story/james-wormald-die-geschichte-von-portugals-langer-beziehung-zur-keramik-und-wie-sie-weitergeht/20721802

FAQ

Was sind Azulejos?

Azulejos waren ursprünglich in Stücke gebrochene Fliesen in unterschiedlichen Farben, die man zu Wandmosaiken zusammensetzte. Man kennt sie aus Südeuropa. Die Technik wird heute noch in Algerien und Marokko zum Schmücken von Innenhöfen und Brunnen angewandt.

Wann wurden Azulejos für Hausfassaden verwendet?

Anfänglich verschönerte man mit diesen typisch südeuropäischen Wandmosaiken nur die Innenräume, vor allem von Klöstern, Palästen und Kirchen. Seit dem 19. Jahrhundert sind sie auch auf Hausfassaden zu sehen.

Sind Keramikfassaden nachhaltig?

Ja. Keramikfassaden bestehen aus natürlichen Rohstoffen. Man kann sie vollständig recyclen. Darüber hinaus sind sie energieeffizient und langlebig.

Sind Keramikfassaden empfindlich?

Nein, ganz im Gegenteil. Keramikfassaden sind ganz besonders widerstandsfähig und halten Witterungseinflüssen bestens stand. 

Bleichen Keramikfassaden durch Sonneneinstrahlung aus?

Nein. Keramikfassaden sind gegen UV-Strahlung resistent und damit licht- und farbecht.

Wie häufig muss man eine Keramikfassade warten?

Fassaden aus Keramik sind ausgesprochen wartungsarm, selbst wenn sie unglasiert sind. Glasierte Keramikfliesen wiederum lassen sich sogar bei Verunreinigungen wie Graffiti gut reinigen.

Kann man eine Fassadendämmung mit einer Keramikfassade kombinieren?

Ja. Ein WDVS (Wärmedämmverbundsystem) sorgt für die Dämmung der Außenwand. Die Keramikfliesen werden mittels Keramikkleber darauf angebracht, schützen das WDVS und bieten zusätzlichen Schallschutz.

Autor: Erich Reindl

Baumit Objektmanagement

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