Mythen und Fakten zur thermischen Sanierung

Mythen und Fakten zur thermischen Sanierung

Über thermische Sanierung wird viel erzählt. Hartnäckige Mythen stehen wissenschaftlich geprüften Fakten gegenüber. In diesem Beitrag sehen wir uns genau an, was dahinter steckt und warum sich manche Vorurteile gar so lange halten. Nicht jeder, der sich für einen Experten hält, hat diesen Namen auch verdient.

Schwitzt das Haus unter der Fassadendämmung?

„Ich pack mein Haus nicht in Plastik ein!“, hört man immer wieder. Styropor, richtig „expandierbares Polystyrol“ oder kurz „EPS“, wird schon lange als Dämmstoff verwendet. Mittlerweile handelt es sich dabei um hochqualitative Dämmplatten, die höchst atmungsaktiv sind. Von Schwitzen kann hier also keine Rede sein. EPS ist sehr leicht und besteht zum größten Teil aus Luft. Es ist recycelbar und ökologisch nachhaltig. Mittlerweile ist es möglich, aus alten EPS-Dämmplatten wieder Dämmplatten herzustellen. Die Klimaschutzfassade Baumit open air zum Beispiel besteht zu 99 % aus Luft. Auch in ihrer Herstellung weist sie einen sehr geringen Primärenergiebedarf auf. Weitere Dämmplatten aus dieser Serie dämmen mit Mineralien und Holz.

Bildet sich Schimmel durch eine Fassadendämmung?

Auch hier handelt es sich um ein Vorurteil. Wie gesagt, Klimaschutzfassaden sind höchst atmungsaktiv. Neue Fenster allerdings dichten besser als alte. Die zu hohe Luftfeuchtigkeit, die durch Sprechen, Duschen und Kochen entsteht, kann also zu Schimmel führen. Grund dafür ist allerdings meist falsches Lüften. Regelmäßiges Stoßlüften lässt die Feuchtigkeit entweichen.

Warum nicht einfach nur die alte Heizung sanieren?

„Die alte Heizung muss raus, dann ist eine Ruhe!“ Wer rasch eine Veränderung herbeiführen möchte, entscheidet sich gern für die Sanierung oder den Tausch des Heizsystems. Man braucht nur einen Installateur und der Ein- oder Umbau ist in zwei bis drei Tagen erledigt. Auch das ist ein Irrglaube, denn manchmal sind Stemmarbeiten für die Leitungen nötig und vieles mehr. Sich vorher zu informieren, welche Arbeiten hier anfallen, ist wichtig. Natürlich arbeitet eine neue Heizung besser als eine alte, aber auf eines wird hier gänzlich vergessen: Wenn die Gebäudehülle nicht gedämmt ist, braucht man weiterhin viel Energie. Und eigentlich wollte man ja den Energieverbrauch senken – der Umwelt und dem eigenen Budget zuliebe. Der richtige Weg ist also, zuerst die Gebäudehülle zu dämmen, dann die Fenster zu sanieren und ganz zum Schluss die Heizung. Denn erst dann ist die neue Heizung auch richtig für den zu erwartenden Heizenergieverbrauch dimensioniert.

Ist eine Wärmepumpe die einfachste Lösung?

„Eine Wärmepumpe muss her!“ Für manche ist sie ein wahres Wunderding. Mit einer Wärmepumpe holt man sich Energie aus der Umwelt, und die ist kostenlos. Dazu braucht man „nur noch“ Strom. Was so einfach klingt, ist es aber nicht. Denn auch hier hängt viel von den tatsächlichen Begebenheiten ab. Dazu zählen örtliche und energetische. Für die Installation von Wasser-Wasser-Wärmepumpen etwa muss der Grundwasserstand passen, damit die Pumpe reibungslos arbeiten kann. Behörden müssen ihre Genehmigung dazu erteilen. Luft-Wasser-Wärmepumpen und Luft-Luft-Wärmepumpen brauchen weniger Platz, keine Genehmigung, doch auch hier müssen die Gegebenheiten passen.

Energetisch gilt jedoch für jede Art Wärmepumpe: Sie arbeitet am besten in einem gut isolierten Haus, das mit Niedrigtemperaturheizkörpern oder einer Fußbodenheizung ausgestattet ist. Denn sie ist auf niedrige Vorlauftemperaturen ausgerichtet. Alte Heizungen kommen damit nicht aus. Sie brauchen meist eine hohe Vorlauftemperatur. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, erzielt man alles andere als das gewünschte Ergebnis. Sie arbeitet nicht wirtschaftlich, denn sie braucht viel Strom.

Ist eine Photovoltaik-Anlage am Dach so effektiv wie eine Fassadendämmung?

„Photovoltaik aufs Dach und fertig!“ Wo man hinsieht, werden Solarpaneele auf den Dächern angebracht. Auch hier gilt: Es geht nicht um entweder oder, sondern um sowohl als auch. Ist das Haus gut gedämmt, wird bereits deutlich weniger Energie verbraucht. Jetzt ist es durchaus energieeffizient, den Strom für eine Wärmepumpe oder einen Pelletofen über die hauseigene Photovoltaik-Anlage zu erzeugen. Das bedeutet: Am besten an einem durchdachten Sanierungskonzept arbeiten, bevor man nach einer schnellen, aber ineffizienten Lösung greift. Die gute Nachricht: Auch hier kann man Förderungen in Anspruch nehmen.

Saniert man einfach das, was am besten gefördert wird?

„Ich mach das, wofür es am meisten Geld gibt!“ Natürlich ist das nicht die richtige Herangehensweise, wenn man eine Lösung haben möchte, die lange hält und vor allem auch nachhaltig ist. Dennoch ist es ein beliebter Weg. Manche Sanierungsmaßnahmen werden erst im Zusammenspiel förderungswürdig. Auch das gilt es zu bedenken, bevor man vorschnell eine Entscheidung trifft.

Rechnet sich eine Fassadendämmung im Hinblick auf die Anschaffungskosten?

„Dass sich die Dämmung rechnet, erleb ich nicht mehr!“ In Wohnhausanlagen im Miteigentum wird diese Meinung gern von älteren Wohnungsbesitzern vertreten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Hat sich die Dämmung der Fassade vor Jahren erst nach 20 Jahren amortisiert, dauert es jetzt acht bis 10 Jahre. Gründe für diese Beschleunigung liegen auf der Hand. Die steigenden Energiepreise führen zu steigenden Heizkosten. Wenn man diese mit den Investitionskosten der Fassade gegenrechnet, hat man diese schon viel früher eingespielt. Dazu kommt noch die Kostenersparnis durch den geringeren Energieverbrauch. Eine Win-Win-Situation für Mensch und Umwelt. Mit dem Baumit Ersparnisrechner können Sie sich rasch einen Überblick verschaffen, wie es in Ihrem speziellen Fall damit aussieht.

Fazit und Zusammenfassung

Über Fassadendämmungen wird viel erzählt. Oft jedoch das Falsche. Dämmplatten sind heute atmungsaktiv und schaffen ein gesundes Raumklima. Eine gedämmte Gebäudehülle ist der Anfang und das Kernstück einer effektiven Sanierung, die den Energieverbrauch senken soll. Schnelle Lösungen ohne gedämmte Fassade bringen nicht den gewünschten Erfolg. Heizung, Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage am Dach sind erst im perfekten Zusammenspiel optimal. Eine gut geplante thermische Sanierung rechnet sich aufgrund der steigenden Energiepreise immer rascher.

FAQ

Kann man EPS-Dämmplatten recyclen oder kommen sie in den Sondermüll?

EPS -Dämmplatten kann man mittlerweile auch recyclen. Aus EPS-Abschnitten, die auf der Baustelle anfallen, werden neue EPS-Dämmplatten hergestellt.

Wie hoch ist die Brandgefahr, wenn man mit EPS dämmt?

Es gibt im Hinblick auf Brandschutz mehrere Gebäudeklassen. Für jede gelten besondere Brandschutzvorschriften. Je nach Gebäudeklasse werden Brandschutzriegel ausgeführt, um eine Brandweiterleitung auf weitere Geschoße einzuschränken.

Wie nachhaltig ist Polystyrol, wenn es doch Erdöl enthält?

Polystyrol besteht zu 98 % aus Luft und zu 2 % aus Erdöl. Es handelt sich um eine sinnvolle Verwendung des fossilen Rohstoffes, denn es hat einen sehr langen Lebenszyklus und kann durch Recycling wieder zur Herstellung neuer Dämmstoffe verwendet werden.

Autor: Erich Reindl

Baumit Objektmanagement

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