Der Feind der Waschmaschine… die Ablagerung auf der Duschwand… – doch was wissen wir wirklich über Kalk? Wie er entstanden ist, was er bewirkt und was ohne diesen unverzichtbaren Bestandteil unseres Alltags heute alles nicht möglich wäre, erfahren Sie hier.
Wer hat Kalk entdeckt
Schon vor 14.000 Jahren nutzen die Menschen Kalk als Baustoff. Das weiß man durch Kalkmörtelfunde in der Osttürkei. Viel später erst bauten die Ägypter ihre Pyramiden damit, auch die Chinesische Mauer wird von Kalkmörtel zusammengehalten. Die Via Appia in Rom ist mit Kalkstein gepflastert und schon die alten Römer betrieben die Kalkbrennerei fast industriell. Der Siegeszug von Kalk war nicht mehr aufzuhalten. Die Menschen erkannten seine Vielseitigkeit und nutzten ihn als Hilfsstoff zum Gerben, Färben, Düngen oder für Heilmittel.
Pyramiden von Gizeh
Chinesische Mauer
Via Appia
Ein eigenes Zeichen für Kalk
Im Mittelalter entstand ein eigenes Zeichen für Kalk, die „Rune Calctura“. Für die Alchemisten des Mittelalters war sie ein Symbol für die geheimnisvolle Umwandlung von Kalkstein in Kalk und von Kalk wieder in Kalkstein. Auch heute noch forscht man intensiv an diesem wandelbaren Stoff. Die Rune steht also für den Forschergeist.
Rune Calctura
Wie ist Kalk entstanden
Kalkstein entstand vor Jahrmillionen, als sich die Skelette von Mikroorganismen am Meeresgrund ablagerten. Genauer gesagt, die Schalen und Panzer von z.B. Muscheln, Ammoniten oder Korallen. Darüber lagerte sich Gesteinsschutt ab, der zusammen mit den Fossilienablagerungen eine dicke Schicht bildete, die stetig wuchs. Hitze und Druck pressten die Kalkschichten zum festem Sedimentgestein – über Jahrmillionen lang. Die
heutigen Alpen haben sich vor 250 Millionen Jahren aus diesem Meer erhoben, der Grund, warum man jetzt in luftiger Höhe auf versteinerte Meerestiere trifft.
Kalk ist wandelbar und selbstheilend
Kalk hat viele Gesichter. Aus dem Grundstoff Kalkstein werden Branntkalk, Kalkhydrat und Kalkmilch gewonnen. Und das Erstaunliche: Er verwandelt sich in Kalkstein zurück. Dabei werden die Risse und Poren durch das Kristallwachstum aufgefüllt und der Mörtel hält länger. Bei der Herstellung und Verarbeitung durchläuft Kalk also unterschiedliche Aggregatszustände, je nachdem ob er mit Hitze, Wasser oder Luft in Berührung kommt. Mehr über den Kalkreislauf finden Sie auf „Kalk kann’s“.
Kalk setzt CO2 frei und nimmt es wieder auf
Damit aus Kalkstein (CaCO3) Branntkalk (CaO) entsteht, wird im Produktionsprozess das im Kalkstein natürlich enthaltene CO2 freigesetzt. Dieses prozessbedingte, unvermeidbare CO2 macht mehr als zwei Drittel aus. Einen Teil davon nimmt Kalk in seinem Lebenszyklus auf natürliche Weise wieder auf. Weniger als ein Drittel beträgt das Verbrennungs-CO2, das bei der Erhitzung während der Produktion entsteht und durch Nutzung CO2-neutraler Energiequellen weitestgehend reduziert werden kann. Was in Österreich bereits passiert. Warum Kalk CO2 auf ewig speichern kann und
dauerhaft bindet, ist Thema von „Kalk kanns“.
Was Kalk alles kann
Wir sehen ihn nicht, und doch verbessert er unser Leben. Ganz abgesehen davon, dass er unseren Knochen die nötige Festigkeit verleiht, ist er uns auch sonst durchaus von Nutzen. Er ist ein wesentliches Element bei der Produktion von Kunststoffen und Glas, er steckt in Hygieneartikeln, Lebensmitteln und in vielem mehr. Ein paar Highlights? Lesen Sie weiter!
Kalk macht die Straßen besser
Asphalt und Beton als Straßenbelag sind nichts Neues. Aber wussten Sie, dass hier auch Kalk im Spiel ist? Wenn man ihn in befahrbare Flächen und Straßen einbaut, verbessert er die Baustoffe und sie halten der Verkehrsbelastung länger stand. Auch unter der Oberfläche zeigt Kalk positive Wirkung, denn ein Gemisch aus Kalkstein und Mineralien bildet eine Frostschutzschicht.
Kalk macht sauber
Wir alle kennen die Begriffe „hartes“ und „weiches“ Wasser. Doch wer steckt dahinter? Kalk. Hartes Wasser hat einen hohen Kalkgehalt. Erhitzt man es, bildet sich ein Belag aus Calciumcarbonat an Wärmeüberträgern. Das kann auch zur Folge haben, dass Leitungen verstopfen. Auch weiches Wasser hat seine Tücken, denn hier kann die in ihm vorhandene Kohlensäure Rohrleitungen korrodieren. Je nachdem, wie der ursprüngliche Härtegrad des Wassers also ist, macht die Zugabe von Kalk das Wasser weicher oder härter.
Kalk für den Wald
In den 70er Jahren war das Waldsterben in aller Munde. Die Wälder wiesen einen Mangel an Calcium und Magnesium auf. Die Ursache war die „Versauerung“ des Bodens, ausgelöst durch Schwefeldioxid- und Stickoxidemissionen. Verursacher? Die Zivilisation. Abhilfe schuf man im ersten Schritt mit der Rauchgasentschwefelung mit Kalk. Die Bodenkalkung wiederum dient der Vorsorge, denn damit kann man den pHWert im Boden anheben, was wiederum die Widerstandsfähigkeit der Bäume erhöht und für mehr Holzzuwachs sorgt! Somit kann zusätzlich CO2 aus der Erdatmosphäre wieder gebunden werden.
Die „guten“ Eigenschaften von Kalk
Warum Kalk im Umweltschutz so vielseitig anwendbar ist, liegt an seinen besonderen Eigenschaften. Kalk ist basisch, das heißt, er neutralisiert Säuren. Kalk entzieht Wasser und kann damit Schlamm verfestigen. Er tötet Keime oder Krankheitserreger und kann die Wasserhärte regulieren. Branntkalk ist damit ein wesentlicher Faktor im Umweltschutz.
Fazit und Zusammenfassung
Kalk ist ein wesentlicher Teil unseres Alltags. Er steckt in viel mehr Anwendungen, als uns bewusst ist. Die unglaubliche Wandelbarkeit des Rohstoffes hat die Menschen von jeher beschäftigt. Und genau diese hat man sich in den unterschiedlichsten Bereichen nutzbar gemacht. Ob Industrie, Medizin oder Umweltschutz – Kalk „mischt“ überall mit und überrascht mit vielen guten Eigenschaften. So auch, dass er bei seiner Gewinnung nicht nur CO2 freisetzt, sondern auch auf ewig wieder bindet.
Quellenverzeichnis
Wer hat Kalk entdeckt: Rohstoff Kalk, Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie, Köln: https://www.kalk.de/fileadmin/Home/Wissensportal/Publikationen/Allgemeines/Kalk_Entstehung_und_Gewinnung.pdf
Wie ist Kalk entstanden: Text: https://www.kulturzeitschrift.at/kritiken/literatur/ein-alchemist-gibt-einsicht-calctura-herausgegeben-von-gerold-ulrich
Wie ist Kalk entstanden: Bild: https://www.kalk.de/fileadmin/Home/Wissensportal/Publikationen/Allgemeines/
Kalk_Entstehung_und_Gewinnung.pdf
Die „guten“ Eigenschaften von Kalk: Text: Quelle: „Faszination Kalk“, Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie e.V., 2003
FAQ
Was ist Kalk?
Kalk, auch Calciumcarbonat (CaCO3) genannt, ist ein Rohstoff der Natur. Er ist vielseitig einsetzbar und wandelbar.
Wie wird Kalk hergestellt?
Kalkstein wird im Steinbruch abgebaut. Er wird zerkleinert und gereinigt. Ob als Stückkalk, in gemahlener Form als Branntkalk oder Kalkmilch – er wird in verschiedenster eingesetzt.
Ist Kalk gut für den Körper?
Der Mensch kann Kalzium und Magnesium nicht selbst herstellen. Also muss er es dem Körper zuführen. Zum Beispiel durch das Trinken von Wasser.
Hartes Wasser ist also gut, weil es beide Mineralien enthält.
Warum setzt sich Kalk aus dem Wasser ab?
Wenn man kalkhaltiges Wasser erhitzt oder zum Beispiel im Wasserkocher aufkocht, kann das Wasser, den gelösten Kalk nicht mehr halten und er fällt aus. Wenn Wasser also eine Temperatur über 50 °C erreicht, oder verdunstet, lagert sich Kalk an den Rohren oder Oberflächen ab.
Was hilft gegen Kalkflecken?
Neben chemischen Reinigungsmitteln gibt es auch natürliche, wie zum Beispiel Essig oder Zitronensaft. Achtung: Nicht alle Oberflächen vertragen die Säure von Essig oder Zitrone. Aluminium und Kunststoffteile oder auch Gummi kann man aber mit Backpulver entkalken.