Begrünte Fassade schützt doppelt gut

Eine begrünte Fassade schützt doppelt gut

Warum man schon in der Antike Hauswände begrünt hat und heute wieder verstärkt darauf setzt, hat viel mit dem Klima zu tun. Denn Pflanzen haben einen kühlenden Effekt auf die brütende Großstadthitze. Ganz besonders dann, wenn sie mit einer gut gedämmten Fassade zusammenspielen. Hier erfahren Sie mehr.

Warum wird es in den Städten immer heißer?

Der Klimawandel bringt eine steigende Erwärmung, die ganz besonders in dicht verbauten Gebieten spürbar wird, denn die Hitze wird gefangen. Auf eine Art und Weise, die unsere Arbeitsproduktivität sinken lässt. Wissenschaftliche Analysen zeigen, dass ab einer Temperatur von 25 °C pro weiterem Grad die Arbeitsproduktivität um zwei Grad sinkt. Ganz abgesehen von der eingeschränkten Lebensqualität und gesundheitlichen
Beeinträchtigungen.

Wie schnell wird die Temperatur weiter ansteigen?

In Wien gab es im Jahr 2019 ganze 37 Hitzetage und 15 Tropennächte. Und die Temperaturen werden steigen. In den nächsten 100 Jahren werden sich die Hitzetage verdoppeln. Das bedeutet: Der Kühlbedarf wird sich in den kommenden 50 Jahren verdreifachen, wir haben mit einer extremen Trockenheit zu rechnen sowie mit andauernden Dürreperioden. Der Schaden, den der Klimawandel in Österreich bis 2050 anrichten könnte, beträgt
bis zu 8,5 Mrd. Euro. Da ist ein Hochwasser noch nicht eingerechnet.

Begrünte Fassade Prognose Sommerhitze 2050

Anstieg der Maximaltemperatur im heißesten Monat des Jahres bis 2050 ©APA

Was kann man gegen die Hitze in den Städten tun?

Klimaanalagen schaffen zwar rasch Abhilfe, greifen aber zu kurz. Sie erzeugen zusätzliche Wärme nach außen binden CO2 und enthalten äußerst klimaschädliche Kältemittel. Mit Klimageräten befeuert man nur den Klimawandel. Gefragt und gefordert sind also passive Kühlstrategien. Wie eine gut gedämmte Fassade, die mit einer Fassadenbegrünung kombiniert wird.

Wie begrünt man eine Fassade richtig?

Grundvoraussetzung ist einmal die bestehende Fassade an sich. Diese sollte bereits mit einer guten Dämmung ausgestattet sein. Beim Neubau ist das ohnehin ein Muss, bei Gebäuden, die älter als 20 Jahre sind, sollte der Fassadenbegrünung eine thermische Sanierung vorausgehen. Dann ist darauf zu achten, dass die Pflanzen mit Rankhilfen hochgezogen werden, um die darunterliegende Dämmung vor Haftscheiben und Kletterfüßchen zu schützen. Generell gilt: Hier müssen Fachkräfte her! Statische Voraussetzungen, Brandschutz, richtige Pflanzenauswahl am Standort, fachgerechte Montage, Wartung und Pflege der Pflanzen müssen gewährleistet sein, damit der gewünschte Begrünungseffekt auch erzielt werden kann.

begrünte Fassade wandgebunden Baumit

Welche Fassadenbegrünungen gibt es?

Man unterscheidet zwischen „bodengebunden“, „troggebunden“ und „wandgebunden“. Wie das Wort „bodengebunden“ schon sagt, wachsen die Pflanzen aus dem Boden heraus. Dafür braucht es natürlich ausreichend Platz. Die Selbstklimmer wachsen hier entweder direkt an der Wand und klettern ohne Hilfe an ihr hinauf (nicht für eine Fassade mit Wärmedämmverbundsystem geeignet) oder Kletterpflanzen ranken sich an Kletterhilfen wie Stäben, Seilen, Gittern oder Netzen empor. Wenn die Pflanzen nicht aus dem Boden heraus wachsen können, nimmt man punktuelle oder lineare Trogsysteme mit oder ohne Rankhilfe. Bewährte Module bietet hier etwa die All-in-one-Grünfassade BeRTA. Bei der wandgebundenen Fassadenbegrünung befestigt man vollflächige oder teilflächige Vegetationsträger an der Fassade – mittels vorgehängter, hinterlüfteter Bautechnik
ohne Bodenkontakt.

Begrünte Fassade Bewuchsarten Baumit

Welche Baumit Dämmung eignet sich für begrünte Fassaden?

Die Baumit open air KlimaschutzFassade bietet Klimaschutz und Dämmung in Bestform. Das Wärmedämmverbundsystem besteht aus mehreren exakt aufeinander abgestimmten Komponenten, die zusammen mit dem Montageelement Baumit IsoBar von EJOT für die perfekte Verankerung der Rankhilfen auf der Fassade sorgen.

Baumit IsoBar begrünte Fassade

Was leisten Begrünungen für die Stadt?

Begrünungen haben viele Vorteile, wenn es darum geht, klimatische Herausforderungen zu bewältigen. Wir warten sehnsüchtig auf Regen. Kommt er, stürzt er herab und überlastet die Kanalisation. Begrünungen nehmen das Wasser auf, nutzen es und geben es über kühlende Verdunstung wieder ab, sie schwitzen sozusagen, werden aber nie wärmer als die Lufttemperatur. Darüber hinaus filtern sie verunreinigtes Wasser. Sie wirken wie eine
natürliche Klimaanlage und senken die gefühlte Temperatur. Eine begrünte Stadt verbraucht daher weniger Energie für Kühlung, aber auch Wärme. Zusammen mit einer atmungsaktiven Fassadendämmung dämmen begrünte Fassaden das Haus gut gegen Hitze und Kälte. Die Lebensqualität steigt mit der sinkenden Belastung durch Lärm und Schadstoffe. Sie wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus und fördern als „Wohnraum“ die Biodiversität. Doch das ist längst nicht alles. Pflanzen machen sich auch im wahrsten Sinn des Wortes bezahlt: Sie schützen die Fassade vor der Witterung, dienen als natürliche Beschattung und steigern den Wert der Immobilie.

Gibt es Förderungen für Fassadenbegrünungen?

Fassadenbegrünungen binden für Planung und Ausführung unterschiedliche Gewerke ein und müssen laufend gepflegt und gewartet werden. Die Kosten hängen natürlich zum Teil auch von der Art der gewählten Begrünung ab. Förderungen gibt es in Österreich als Teil der Wohnbauförderung, aber auch die Städte haben ihre eigenen Fördertöpfe für Begrünungsmaßnahmen. Besonders empfehlenswert ist der Sanierungscheck in einer Kombination mit einer Dach- und Fassadenbegrünung bei gleichzeitiger umfassender thermischer Sanierung, da die Sanierungsoffensive 2023/2024 beides fördert. Förderungen bieten derzeit auch viele Städte an. Weiterführende Links finden Sie auf der Plattform GRÜNSTATTGRAU.

Beratung zu Fassadenbegrünung auf Rädern

MUGLI – der modulare Experimentierraum für GRÜNSTSTATTGRAU – macht grüne Fassaden angreif- und vorstellbar. Sein Auftrag? Als mobiler Ausstellungsraum die Bewusstseinsbildung für den mehrfachen Nutzen von grüner Infrastruktur in städtischen Ballungsräumen zu fördern.

Gründe Fassade Mugli

Projekt Mugli © GRÜNSTATTGRAU Forschungs- und Innovations-GmbH

Fazit und Zusammenfassung

Begrünte Fassaden sind nicht nur ein optischer Blickfang, sondern lassen auch das Klima in unseren Städten besser aussehen. Und das messbar. Als natürliche Klimaanlage schützen sie Ballungsräume vor Hitze und Kälte und helfen damit, aktiv Energie einzusparen. Verschiedene Begrünungstechniken ermöglichen eine Begrünung von Fassaden aller Art, auch wenn der Platz begrenzt ist. Mit Baumit open bietet Baumit ein Komplettsystem zur atmungsaktiven Dämmung der Gebäudehülle inklusive Montagehilfe für Ranksysteme. Immer mehr Gemeinden in Österreich füllen ihre Fördertöpfe, um zur Nutzung des positiven Effekts einer Gebäudebegrünung zu ermuntern. Die Initiative GRÜNSTATTGRAU bietet Unterstützung und Beratung.

FAQ

Was ist der UHI-Effekt?

UHI ist die Abkürzung von Urban Heat Island, und beschreibt den Wärmeinseleffekt, der in urbanen Ballungsräumen auftritt und die städtische Überwärmung beschreibt.

Wie entsteht eine Hitzeinsel in der Stadt?

Hier spielen mehrere Faktoren zusammen. Versiegelte Oberflächen, also verbauter Boden durch Straßen, Plätze oder Gebäude – ermöglicht keine Verdunstungskühle durch Wasser. Die Oberflächen speichern die Sonnenenergie und geben sie nur verzögert ab. Klimaanlagen geben die heiße Innenluft an die Außenluft ab. Durch die mangelhafte Durchlüftung wird die erwärmte Luft kaum abtransportiert.

Was ist der Urban-Cooling-Effekt?

Das ist der Effekt von umwelt- und ressourcenschonenden Maßnahmen, die die Temperatur in den Städten senken bzw. niedriger halten. Das können auch reflektierende Maßnahmen sein.

Kann man die städtische Temperatur durch Begrünung regeln?

Ja. Erstens durch das Bewahren und Anlegen von Grün- und Freiflächen im innerstädtischen Raum. Zweitens durch die Begrünung von Dächern und Fassaden. Grünpflanzen beschatten, nehmen Regenwasser auf und geben es verzögert ab, sie senken die gefühlte Temperatur ebenso wie die Temperatur der Fassadenoberfläche. Vergleicht man begrünte mit unbegrünten Straßenzügen, ist die Lufttemperatur bei den begrünten an extremen
Hitzetagen um 5 °C niedriger, lt. PET Temperatur sind es 13 Grad.

Welche Pflanzen eignen sich für eine bodengebundene Vertikalbegrünung?

Für die vertikale Seilführung oder gitterförmige Seilführung werden Schlinger bzw. Winder wie Wisteria, Lonicera, Fallopia oder Actinia empfohlen. Blatt -und Blattstielranker wie Clematis und Tropaeolum eignen sich ebenso für die gitterförmige Seilführung. Bei den Spreizklimmern hat man gute Erfahrungen mit Jasminum und Rosa bei der horizontalen Seilführung gemacht. Die Sprossranker Vitis und Ampelopsis wiederum eignen sich für beliebig orientierte, engere Strukturen mit horizontalem Abstand aus Profilen (Seile/Stäbe/Latten).

Womit bepflanzt man teilflächige Vegetationsträger?

Wandgebundene Fassadenbegrünungen verwenden teilflächige (kaskadenartige) oder vollflächige (modulare) Vegetationsträger. Teilflächige Vegetationsträger werden mit Gräsern, Stauden und Kräutern bepflanzt.

Womit bepflanzt man vollflächige Vegetationsträger?

Vollflächige Vegetationsträger, sogenannte Living Walls, werden mit vorkultivierten, bepflanzten Vliesen oder Geotextilien ausgestattet.

Kann eine Fassadenbegrünung brennen?

Sie können Stichflammen abgeben, aber sie glimmen dann nurmehr. Für Fassadenbegrünungen gibt es brandschutztechnische Schutzziele. Sämtliche Maßnahmen für den Brandschutz sind mit der zuständigen Behörde abzuklären. Um einem Übergreifen der Flammen vorzubeugen, werden Brandabschottungen.

Wie viel Pflege braucht eine Fassadenbegrünung?

Pflanzen sind Lebewesen und benötigen Pflege. Das kann auch in der Norm L1136 nachgelesen werden und ist je nach Pflanze unterschiedlich. Daher gibt es Pflegekonzepte. Eine Fassadenbegrünung muss regelmäßig gepflegt werden. Der Form- und Rückschnitt muss erfolgen. Technische Einrichtungen müssen von Bewuchs freigehalten werden und auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Fremdwuchs muss entfernt werden. Die
Begrünung muss bedarfsgerecht mit Nährstoffen versorgt werden. Es muss eine Bewässerung mit der Möglichkeit, Flüssigdünger oder Pflanzenschutzmittel beizufügen, vorhanden sein. Ebenso muss man den Wuchs der Pflanzen steuern. Auch auf Nachpflanzung und Nachsaat muss geachtet werden. Wichtig ist auch, die Standfestigkeit der Befestigungen und Bauteile, die mit der Wandbegrünung zusammenhängen, zu kontrollieren.

Wie viel kostet eine Fassadenbegrünung?

Die Kosten hängen von der Größe der zu begrünenden Fläche, der Art der Pflanze oder des Begrünungssystems, den technischen Maßnahmen (z.B: automatische Bewässerung), dem Anteil der Eigenleistung sowie von öffentlichen Förderungen ab. Die Spannweite ist groß.

Wo bekomme ich Beratung zur Fassadenbegrünung?

Das Kompetenzzentrum GRÜNSTATTGRAU bietet weiterführende Fachinformation zum Download (Infomaterial – GRÜNSTATTGRAU) sowie individuelle Beratung und Service (Greening Check – GRÜNSTATTGRAU) dazu. Details und Anlaufstellen finden Sie hier.

Autor: Susanne Formanek

GRÜNSTATTGRAU Forschungs- und Innovations-GmbH

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